Psychologie des Abnehmens, heute: Der Komplettierungs-Zwang

Ich bin mir nicht sicher, ob das Folgende wirklich so oder so ähnlich in einem Buch über die Psychologie des Abnehmens zu finden ist. Allerdings kann ich aus persönlicher Erfahrung sagen, dass der Effekt genauso existiert und funktioniert. Und ich bin mir sicher, dass Du mir beipflichten wirst.

Denn eine gefährliche Falle in der Ernährung, die Dich unnötig viele Kalorien aufnehmen lässt, ist das, was ich jetzt mal den „Komplettierungs-Zwang“ nennen möchte.

Kommt Dir die folgende Situation vielleicht auch bekannt vor?

Du bist nach dem Essen eigentlich vollkommen satt, aber da liegt noch ein winziges Häufchen Bratkartoffeln (oder eine andere Speise) auf dem Teller. Das kann doch niemand umkommen lassen, oder? Genauso wenig wie das allerletzte Stück Kuchen, das scheinbar auf dem Kuchenblech übersehen wurde.

Der menschliche Geist ist manchmal wie eine Einbahnstraße. Wir haben gelernt, dass Dinge, die begonnen wurden, gefälligst auch zu Ende gebracht werden. Es gibt uns ein seltsames Gefühl der Befriedigung, wenn „alles geschafft ist“ und der Teller blitzblank aussieht. Hinzu kommen frühkindliche Konditionierungen, die uns glauben lassen sollen, dass es Regen gibt, wenn der Teller nicht leer gegessen wurde oder dass es im Angesicht des Hungers in Drittweltländer nicht zu verantworten ist, Essen liegen zu lassen. „Andere würden sich darüber freuen“ wurden meine Eltern nie müde mir vorzuwerfen.

Ich finde den Grad der kognitiven Fehlleistung, der diesem Phänomen zu Grunde liegt, wirklich beachtlich, wenn auch nicht weiter verwunderlich. In einem anderen Artikel habe ich Dir ja schon gezeigt, wie wir alle geistig in einer Matrix leben, aus der jeder selbst ausbrechen muss.

Ich erinnere mich noch genau daran, wie sich vor einigen Jahren ein Freund von mir stöhnend die letzten Gabeln seines Essens in den Mund steckte, mit den Worten „Ich habe dafür bezahlt, also esse ich es auch auf.“

Wahnsinn! Die teilweise abstrusen Gedankengänge, von denen wir uns kontrollieren lassen, sind so mannigfaltig wie die gesundheitlichen Probleme der Leute durch falsche Ernährung.

Jetzt könntest Du sagen „aber so eine kleine Gabel am Ende noch mehr zu essen, als ursprünglich geplant, macht doch den Braten – im wahrsten Sinne des Wortes – nicht fett, oder?“

Oh doch! Denn, wenn Du mal alle winzigen Portionen, die Du in einem Jahr mehr isst, obwohl Du eigentlich schon satt warst, zusammenrechnest und Dir die Kalorienanzahl vor Augen führst, wird Dir sicher schlecht. Denn das Fatale ist hier die Gewohnheit, die sich unmerklich eingeschlichen hat und sicher dazu beigetragen hat, dass Du mehr auf den Rippen hattest, als nötig gewesen wäre.

Natürlich ist es nicht leicht etwas auf dem Teller liegen zu lassen, gerade, wenn es sehr lecker ist. Doch es ist reine Gewohnheit aus Gier weiter zu essen und dem Sättigungsgefühl kein Ohr zu schenken. Das kannst Du umlernen! Zur Not mit kleinen Tricks (siehe auch hier), wie einem kleineren Teller. So kannst Du das befriedigende Gefühl haben, den Teller leer gegessen und „die Aufgabe“ zu Ende gebracht zu haben, ohne weit über Dein Sättigungsgefühl hinaus gegessen zu haben.

Doch die beste Methode ist natürlich, wenn Du Deine Zuckersucht und Dein Craving nach Kohlenhydrat-reicher Kost durch die Schlankr-Ernährung überwindest und ganz automatisch nur noch so viel isst, bis Dein Körper alles hat, was er braucht.

Denn wie alle, die ihr neues Leben schon erreicht haben, wissen: Keine letzte Gabel Lieblingsessen schmeckt so gut, wie sich der neue attraktive Körper anfühlt.

Und das Beste ist: Selbst wenn Du nicht aufhören kannst zu essen, weil es so lecker ist, dann bestrafen Dich die Schlankr-Lebensmittel nicht dafür. Du kannst von den grünen Lebensmitteln immer so viel essen, wie Du möchtest, ohne Angst haben zu müssen, dass es zu viel des Guten war.

Thilo
Für Thilo fängt Abnehmen, wie alles andere im Leben auch, im Kopf an. Seit er sich „schlankr“ ernährt, wohnt sein gesunder Geist auch endlich in einem gesunden Körper. Er jongliert am liebsten mit Worten und in seiner Freizeit auch gerne mal mit Gegenständen.