Gerade haben wir noch schweren Herzens den Sommer verabschiedet, da versöhnt uns schon der Herbst mit einem Feuerwerk für die Sinne. Zumindest, wenn wir nicht stur vor irgendwelchen Bildschirmen hocken, sondern mit Kind und Kegel nach draußen gehen, durch winddichte, regenfeste Kleidung vor überraschenden Schauern geschützt.
Erinnerst Du Dich noch an Deine Kindheit?
Als noch keine nervtötenden Laubbläser unterwegs waren und die bunten Herbstblätter sich auf dem Schulweg stapelten, so dass Du regelrecht hindurch “waten” konntest? Damals war es noch kein Problem, wenn Zweitklässler gepresste, bunte Herbstblätter in dunkelgrün, hellgelb und tiefrot für schulische Kunstwerke brauchten. Oft genug hast Du in Deiner kleinen Faust einen Strauß der schönsten Blätter mit nach Hause gebracht. Unterwegs sind Dir so schön leuchtende Farben und so wunderbare Marmorierungen begegneten, dass Du sie bei Deinem genießerischen Durchs-Laub-Waten vor Deinen eigenen Füßen retten musstest.
Und erst der Duft! Es geht doch nichts über den Duft von feuchtem Herbstlaub!
Doch warte! Es gibt noch etwas, was allen Kindern ebenso Freude macht wie Ahornsamen, kleinen Hubschraubern gleich, durch die Luft zu werfen:
Kastanien sammeln.
Da gibt es zum einen die Ross-Kastanien, die man “nur” zum Basteln verwenden kann. Kaum etwas hat eine faszinierendere Oberfläche als die glatte rostbraun-glänzende, fast nass aussehende Kastanie.
Noch mehr Spaß macht es jedoch, ihre kleine Schwester, die Esskastanie, zu sammeln. Diese solltest Du jedoch nicht zu früh in der Saison (die häufig schon Ende September beginnt) suchen, um Dich bei unreifen Exemplaren nicht an den winzigen Stacheln zu verletzen, wenn Du die Maroni aus ihren Stachelkleidern schälst. Doch zu spät darfst Du auch nicht auf die Jagd gehen, denn sonst sind die beliebten Stellen schon leer gesammelt. Wer im südwestdeutschen Raum lebt, kann in Weinanbaugebieten wie Vorderpfalz, Ortenau, Bergstraße, Vordertaunus, Rheingau und Mosel die reichhaltigsten Vorkommen der Esskastanie finden.
Übrigens, nachdem ich jahrelang die Tradition meiner pfälzischen Schwiegermutter fortgeführt hatte, Maroni – kreuzweise eingeschnitten – in einem Topf mit Wasser zu kochen und dann mühevoll zu schälen, bekam ich vor 2 Jahren den genialen Tipp:
Weltbeste Methode Maroni zu schälen
Genau 6 Stück mit einem scharfen Messer kreuzweise einschneiden und für exakt 1 Minute in die Mikrowelle!
Das Schälen ist – abgesehen davon, dass man achtgeben muss, sich nicht die Finger zu verbrennen – eine wahre Freude, weil sie einem fast aus der Schale entgegenspringen, sobald man das Messer geschickt ansetzt – und zwar inklusive des zu entfernenden Häutchens!
Ganz Schlaue werden jetzt einwenden: Maroni eignen sich doch nicht zum Abnehmen, die haben zu viele Kohlenhydrate.
Richtig ist, dass geröstete Maroni mit einem Gehalt von 33g Kohlenhydraten auf 100g tatsächlich weit entfernt von Low-Carb sind. Darum finden sich zum Beispiel keine Maroni-Rezepte in der Schlankr-Datenbank.
Wir genießen Maroni zwar fast wie Nüsse, nur haben sie – anders als Nüsse – fast kein Fett! Gemessen am Nährstoffgehalt unterscheiden sich Kastanien von anderen Nüssen. Die Maroni sind fettarm, ausgewogen und sättigend. Sie sind arm an Natrium, sowie reich an Kalium.
Also, mein heißer Tipp für die kommenden Weihnachtsmärkte: 2 Händchen voll naturbelassene, geröstete Maroni sind für die Energiebilanz ganz sicher ein geringeres “Übel” als sämtliche andere Verlockungen auf dem Weihnachtsmarkt, wie zuckersüßes Gebäck oder fettige Bratwürste!